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Eisrandkartierung
Felssturz Kellersberg
Ein Felssturz vom Nordostgrat des Kellersberges am 10.9.2012
Gerhard Karl LIEB, Graz
Während unserer Arbeiten ereignete sich am 10.9. ein Felssturz, den wir beim Anstieg entlang des Gamsgrubenweges sowie durch den Wasserfallwinkel zur Oberwalderhütte beobachten konnten. Die Abbruchsnische des Sturzes lag in der nordexponierten Flanke des Kellersberg Nordostgrates in einer Höhe von rund 2760-2800 m. Das Material stürzte unter starker Staubentwicklung östlich der Zunge des Hofmannskeeses über die dort knapp 300 m hohe Felswand, hauptsächlich entlang schon vorhandener Tiefenlinien. Die Ablagerung erfolgte im unteren, gestuften Teil der Flanke und in Form einer Blockschuttstreu im Vorfeld des Hofmannskeeses im Höhenbereich zwischen etwa 2350 und 2480 m (Abb. 1).
Abb. 1: Lage des Felssturzes vom Nordostgrat des Kellersberges am 10.9.2012
(Entwurf: G. K. LIEB, Bearbeitung: S. SARCLETTI)
Das Gesamtvolumen der bewegten Massen wird auf größenordnungsmäßig 1000 m³ geschätzt.Das Ereignis zog sich über insgesamt etwa 2 Stunden hin. Die ersten kleineren Stürze waren ab ca. 8.00 h zu hören, das Hauptereignis erfolgte um 9.35 h und dauerte etwa eine Minute lang. Danach folgten noch mehrere kleine Nachstürze bis 10.00 h sowie ein weiterer am Folgetag um etwa 16.00 h. Das Hauptereignis wurde zufällig von Anton BUCHGEHER (Linz) aus perfekter Perspektive gefilmt – das Video wurde mir von ihm in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt und kann hier angesehen werden.
Ein Felssturz vom Nordostgrat des Kellersberges (Glocknergruppe, Kärnten) am 10.9.2012, gefilmt von A.BUCHGEHER (Linz) und dem Institut für Geographie und Raumforschung Graz zur Verfügung gestellt. Das Video ist auch unter https://youtu.be/io2GwoCiWQs erreichbar.
Als Ursachen des Ereignisses kommen die folgenden in Betracht: Die Grunddisposition für Felsstürze ist durch die Steilheit des Geländes und die Lagerung der Gesteinsschichten gegeben; seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich diese Grunddisposition auch durch den Gletscherrückgang des Hofmannskeeses und durch die wahrscheinliche Erwärmung bzw. möglicherweise auch Degradation des Permafrostes erhöht (alle verfügbaren Permafrost Modellierungen – wie etwa die von permalp.at – weisen für den Abrissbereich eine hohe Wahrscheinlichkeit der Existenz von rezentem Permafrost aus). Was konkret das auslösende Ereignis war, lässt sich aus den Beobachtungen nicht mit Sicherheit beurteilen. Man kann jedoch vermuten, dass der vorangegangene warme Sommer eine Rolle gespielt hat. Auch aus den Detailaufnahmen von A. BUCHGEHER lassen sich keine eindeutigen Hinweise wie etwa aus Klüften austretendes Wasser in der Abbruchnische erkennen.